Zerbin, oder die neuere Philosophie   By: Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

Zerbin, oder die neuere Philosophie is a thought-provoking satire that explores the clash between reason and emotion in the character of Zerbin. Set in eighteenth-century Germany, the novella follows Zerbin as he navigates the complexities of life and the pursuit of knowledge.

Lenz's writing is both witty and philosophical, offering deep insights into human nature and the power dynamics at play in society. The character of Zerbin is a compelling protagonist, torn between his desire for intellectual superiority and his emotional vulnerabilities.

Through Zerbin's journey, Lenz challenges the reader to contemplate the limitations of reason and the importance of embracing one's emotions. The novella is a thought-provoking exploration of philosophy, psychology, and the human experience.

Overall, Zerbin, oder die neuere Philosophie is a captivating and insightful read that will leave readers contemplating the complexities of the human psyche long after they have finished the last page.

First Page:

Wie mannigfaltig sind die Arten des menschlichen Elends! Wie unerschÖpflich ist diese Fundgrube fÜr den Dichter, der mehr durch sein Gewissen, als durch Eitelkeit und Eigennutz sich gedrungen fühlt, den vertaubten Nerven des Mitleids für hundert Elende, die unsere Modephilosophie mit grausamen LÄcheln von sich weist, in seinen Mitbürgern wieder aufzureizen! Wir leben in einem Jahrhundert, wo Menschenliebe und Empfindsamkeit nichts Seltenes mehr sind: woher kommt es denn, daß man so viel Unglückliche unter uns antrifft? Sind das immer Unwürdige, die uns unsere durch hellere Aussichten in die Moral bereicherten Verstandesfähigkeiten als solche darstellen? Ach! ich fürchte, wir werden uns oft nicht Zeit zur Untersuchung lassen, und, weil wir unsere Ungerechtigkeiten desto schöner bemänteln gelernt haben, aus allzugroßer Menschenfreundschaft desto unbiegsamere Menschenfeinde werden, die zuletzt an keinem Dinge außer sich mehr die geringste moralische Schönheit werden entdecken können, und folglich auch sich berechtigt glauben, an dem menschlichen Geschlecht nur die Gattung, nie die Individuen zu lieben... Continue reading book >>